Nicht immer lässt sich ein Rollator leicht bedienen. Spätestens beim Einsteigen in den Bus haben Senioren manchmal Probleme. Dagegen hilft das spezielle Sicherheitstraining der Neubrandenburger Verkehrsbetriebe (NVB).
Anne Meyer ist 80 Jahre alt, fährt schon seit den 70er Jahren in Neubrandenburg Bus und ist erst seit gut drei Wochen mit einem Rollator unterwegs. Die Seniorin möchte gern ein Stück ihrer alten Sicherheit zurückerobern.

Anne Meyer beim Mobilitätstraining der NVB. Foto: neu.sw

Da kommt der ehemaligen Landwirtin das Bus-Sicherheits- und Mobilitätstraining auf dem NVB-Betriebshof in der Warliner Straße gerade recht.  Und sie lernt dabei durchaus Überraschendes.

Dass sie rückwärts aussteigen soll, zum Beispiel. Angeleitet von NVB-Mitarbeitern zieht Anne Meyer also ihren Rollator zunächst über die abgesenkte Schwelle, bevor sie sich mit der Gehhilfe umdreht und vorsichtig mit leicht angezogener Bremse vom Bus wegbewegt. So lässt sich verhindern, dass der Rollator schneller als seine Besitzerin den Bus verlässt, erklären die NVB-Mitarbeiter Andreas Teetz und Silvio Stubbe geduldig.

Gemeinsam mit der Neubrandenburger Verkehrswacht und unterstützt von der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg geben sie zwei Stunden wertvolle Hinweise zum Umgang mit Rollator oder Rollstuhl im Bus und zur Vermeidung von Stürzen und Unfällen.

Helga Baldauf lässt sich von Hartmut Gnad von der Verkehrswacht und Silvio Stubbe von der NVB ganz genau erklären, wie sie sicher in den Stadtbus ein- und austeigen kann.

Anne Meyer und ein reichliches Dutzend weiterer Seniorinnen und Senioren lernen, dass Rollatoren keine Sitzplätze sind und auch, dass sie dem Busfahrer am besten schon beim Einsteigen signalisieren, wenn technische Unterstützung, wie das Absenken am Bordstein benötigt wird, um gefahrlos mit Rollator oder Rollstuhl in den Bus zu gelangen, erklärt Andreas Teetz.


Wie auch in der Busschule für Erstklässler, erleben die Seniorinnen und Senioren als Höhepunkt des NVB-Sicherheitstrainings eine Vollbremsung im Stadtbus. Alle sind dabei und haben schnell alle Ängstlichkeit beiseitegeschoben, denn bevor der Bus auf 30 km/h beschleunigt und dann abrupt abgebremst wird, kontrollieren die Fachleute von NVB und Verkehrswacht, ob jeder und jede und jedes – Rollator, Rollstuhl, Tasche, Handy, Brille – am richtigen Platz und gesichert ist. „Damit mir hinterher keine ‚Dritten‘ im Bus rumliegen“, wird aus dem Cockpit gescherzt, bevor der Bus anrollt. Aber alles geht glatt. Der blaue „Bremstest-Dummy“ in Form einer dicken Plastiktonne poltert von der hintersten Sitzreihe durch den Gang. Er richtet keinen Schaden an, führt aber eindrücklich vor Augen, was passieren könnte, wenn man unaufmerksam und ohne den richtigen Halt im Bus unterwegs ist.

Es war nach längerer Pause das erste Seniorenmobilitätstraining der NVB und soll bei entsprechender Nachfrage wiederholt werden. Anne Meyer jedenfalls bereut die zwei Extra-Stunden nicht. Sie wird auch in Zukunft selbstständig vom betreuten Wohnen in der Südstadt mit der Linie 2 zum Bethanien Center und wieder zurück fahren.