Die Neubrandenburger Stadtwerke (neu.sw) investieren massiv in die Umgestaltung der Fernwärmeversorgung – langfristig weg von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, hin zu einer nachhaltig „grünen“ Versorgung der Stadt mit Wärme.
Der neu.sw Aufsichtsrat bestätigte bereits im Jahr 2017 weitreichende Planungen und Maßnahmen und gab somit den Weg für langfristige Investitionen in die Umgestaltung der Wärmeversorgung der Stadt frei.
Meilensteine der Umgestaltung der Fernwärmeversorgung der Neubrandenburger Stadtwerke sind:
- die im Jahr 2018 erfolgte Modernisierung der Gasturbine 2 des GuD-HKW zur weiteren Flexibilisierung der Stromerzeugung und zur Optimierung der Wärmeerzeugung
- der Bau eines Kurzzeitwärmespeichers als zentrales Element der Wärmewende zur Speicherung überschüssiger Wärme beispielsweise aus dem Gas- und Dampfturbinenheizkraftwerk (GuD-HKW) oder aus verschiedenen erneuerbaren Energiequellen (Solarthermie, Geothermie), der 2021 in Betrieb gegangen ist
- die Errichtung einer Power to Heat-Anlage (PTH-Anlage) zur Erzeugung von Wärme, die überschüssige Stromerzeugung und grünen Strom aus erneuerbarer Energie (Wind) nutzt und die im April 2024 feierlich eingeweiht wurde
- die Planung und Einbindung eigener Solarthermieanlagen in das Wärmenetz sowie die mögliche Einbindung alternativer Wärmeprojekte von Partnern wie beispielsweise der Wohnungswirtschaft
- der Umbau des vorhandenen Aquiferspeichers zu einer Geothermieanlage
Flexible Gasturbine
Die von der Bundesregierung forcierte Energiewende hat in einem ersten Schritt ihren Fokus auf die Stromversorgung aus erneuerbaren Energien gelegt. Windparks, Solaranlagen, Ökostrom, Elektrofahrzeuge – die meisten Bürgerinnen und Bürger kennen die Schlagworte, wenn es um die Reduzierung von Treibhausgasen und die Neuausrichtung der Stromversorgung geht. Weniger bekannt war längere Zeit hingegen, dass auch im Bereich Wärmeversorgung ein Umdenken stattfinden muss, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Immerhin kommen ca. 20 % der deutschen CO2-Emissionen aus dem Wärmesektor. Das hat sich inzwischen geändert. Als lokaler Energieversorger mit eigenem Fernwärmenetz gestaltet neu.sw die Wärmewende längst aktiv mit.
Das Gas- und Dampfturbinenheizkraftwerk (GuD-HKW) der Neubrandenburger Stadtwerke produziert seit 1997 zuverlässig Strom und Wärme für die Versorgung der Stadt. Mit zunehmenden Anteilen volatiler erneuerbarer Energien am Strommarkt, sind auch die Anforderungen an Energieversorgungsunternehmen im Hinblick auf die daraus resultierenden Schwankungen bei der Stromerzeugung gestiegen. Um den Einsatz der im GuD-HKW vorhandenen Gasturbinen flexibler gestalten zu können (bedarfsgerechtere Produktion in Abhängigkeit von der Einspeisung regenerativer Energien) und weil die Gasturbine 2 kurz vor Ende ihres Lebenszyklus stand, hat neu.sw bereits Ende 2016 die Bestellung einer Gasturbine der neuesten Generation veranlasst. Die damit einhergehenden Umbauarbeiten am Heizkraftwerk und die Inbetriebnahme wurden 2018 abgeschlossen.
Speicher als Herz der Wärmeversorgung der Stadt
Zentrales Element der Umgestaltung der Fernwärmeversorgung war 2021 der Bau eines Kurzzeitwärmespeichers. Er kann den Wärmebedarf der Stadt Neubrandenburg im Sommer für ca. zwei Tage speichern. Zum Laden des Speichers eignet sich sowohl Wärme des GuD-HKW, als auch Wärme aus erneuerbaren Energien (Solarthermie, Geothermie). Diese Maßnahme wird durch das KWK-Gesetz gefördert. Zusätzlich wurde die Anlage um eine Power-to-Heat-Anlage erweitert, welche dann überschüssigen grünen Strom in grüne Wärme umwandelt. Sie ging im Jahr 2023 in den Probebetrieb und wurde im April 2024 feierlich eingeweiht .
Die Modernisierung des Heizkraftwerkes und Errichtung des Kurzzeitwärmespeichers haben zum Ziel, die Fahrweise der Erzeugungsanlagen soweit zu optimieren, dass in den Sommermonaten keine überschüssige Wärme mehr produziert wird und somit die Wirtschaftlichkeit des Fernwärmesystems dauerhaft weiter steigt. Daher wird der Aquiferspeicher, der viele Jahre lang im Sommer überschüssige Wärme speicherte, zurückgebaut. Die bestehenden Bohrungen werden für die Errichtung einer Geothermieanlage genutzt. Das ca. 55°C warme Tiefenwasser wird dann über Wärmepumpen für das zentrale Fernwärmenetz nutzbar gemacht.
Verzicht auf fossile Energieträger angestrebt
Weiterhin haben die Neubrandenburger Stadtwerke in den zurückliegenden Jahren Flächen in unmittelbarer Nähe des bestehenden Heizkraftwerkes erworben, welche mittelfristig als Standort für eine eigene Solarthermieanlage dienen sollen. Insbesondere im Sommer soll diese zur kraftwerksunabhängigen Versorgung mit Fernwärme beitragen. Der Kurzzeitwärmespeicher, das optimierte Teillastverhalten des Heizkraftwerkes und die Möglichkeit, weitere erneuerbare Energieprojekte – auch von regionalen Partnern wie der Wohnungswirtschaft – einbinden zu können, bilden dann den Kern einer grünen und nachhaltigen Versorgung der Stadt mit Wärme. Die Abhängigkeit vom fossilen Energieträger Erdgas wird dadurch schon mittelfristig verringert.
Langfristig soll ganz auf den Einsatz fossiler Energieträger verzichtet werden. Die Nutzung grüner Gase wird dabei angestrebt. Sie wird durch verschiedene andere Technologien, insbesondere in dezentralen Gebieten, ergänzt werden müssen. Die Bestrebungen der Geschäftsführung, des Aufsichtsrates und der Gesellschafterin, die Wärmeversorgung der Stadt Neubrandenburg langfristig, nachhaltig, wirtschaftlich und verbraucherfreundlich sicherzustellen, haben dazu geführt, dass die Neubrandenburger Stadtwerke sich intensiv mit Perspektiven und Möglichkeiten der städtischen Wärmeversorgung (ca. 27.500 Haushalte) auseinandersetzen.
Die Wärmewende ist für neu.sw nicht nur ein fernes Ziel, sondern wird aktiv und schrittweise bereits heute schon umgesetzt.